VALMALENCO: EINE GESCHICHTE VON MÄNNERN UND FRAUEN

Die Landschaft des Gebietes ist mit vielen verlassenen Bergwerken übersät, die heute von der Vegetation überwachsen sind und so vor den Augen des Menschen versteckt bleiben. Wo früher der Lärm der Bergbauaktivitäten und das klirren der Förderwagen zu hören war, herrscht heute nur Stille.
Für viele Jahrhunderte bildete der Bergbau eine Lebensgrundlage für die lokale Bevölkerung. Zuerst kommen die Specksteinbrüche, die zur Herstellung der Lavecc dienen, gefolgt von den Asbest- und Talkminen.
Am Ende des 18. Jahrhunderts wurden die bereits in der Antike verwendeten Qualitäten von Asbest wiederentdeckt. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts konnten, dank der adligen Candida Lena Perpenti aus Gordona, feuerfeste und hitzebeständige Stoffe hergestellt werden. Diese Technik wurde bald, zum ersten Mal in der Welt, in der industriellen Produktion von feuerfesten Geweben und Kleidungsstücken verwendet, die für Feuerwehrleute nützlich sind. Das verwendete Mineral stammt aus der Gemeinde Lanzada in Valmalenco. Von diesem Moment an, zum Glück abwechslungsreich und für immer vielfältigere Verwendungen einsetzbar, verband Asbest seinen Namen mit Lanzada. Die letzten Minen wurden 1975 geschlossen.
Während des gleichen Zeitraums und bei verschiedenen Gelegenheiten wurde versucht, die Extraktionsaktivität von Saponitstein (Steatit oder grauem Talk) zu erhöhen, jedoch ohne großen Erfolg. Erst im Jahre 1936, mit der Entdeckung des Bagnada-Vorkommens, begann der Talkabbau.

DER BAGNADA TALK: FÜNFZIG JAHRE AKTIVITÄT

Die veltliner Bergwerksgesellschaft beantragte 1936, nachdem sie die positiven Ergebnisse der Talkforschung und das wachsende Interesse an diesem Mineral gesehen hatte, eine Genehmigung zur temporären Nutzung des Vorkommens. Aber bald hatte dieser Antrag einen langfristigen Charakter: er dauerte bis 1987. Der extrahierte Talk war von hervorragender Qualität, weiß und so zart, dass “wir ihn mit einem Messer schneiden konnten … Sie sagten uns, dass es zur Herstellung von Puder für die Fräulein diente …”, erzählt ein alter Bergmann. In der Tat wurde der Talk von Bagnada in der kosmetischen und pharmazeutischen Industrie verwendet. Früher wurde der Talktransport mit einer Schwebebahn bis ins Dorf durchgeführt. Von dort wurde er auf Holzwaggons verladen und in ein Lager- und Sortierzentrum für Talk und Asbest verschiedener aktiver Bergwerke gebracht. Die Schwebebahn fuhr auch noch nach dem Bau der Straße nach Franscia (Anfang der 1950er Jahre) weiter.

Früher war die Arbeitsweise sehr rudimentär, sie wurde komplett ohne mechanische Hilfsmittel von Hand ausgeführt: nur Schaufeln, Spitzhacke und Schubkarren, Meißel und Vorschlaghammer. Auch die Durchbohrung des Gesteins, um die Mine zum explodieren zu bringen, war von Hand. In der zweiten Nachkriegszeit war die Einführung von Drucklufthammern eine große Hilfe, die Arbeitstechnik wurde verbessert, um so die Müdigkeit der Bergarbeiter zu lindern, die in jenen Jahren etwa fünfundzwanzig Jahre alt waren. Im Gegensatz dazu waren ohrenbetäubende Geräusche und Staub an der Tagesordnung. Der Transport zu den Fluchtgängen, die die verschiedenen Ebenen miteinander verbanden, wurde ebenfalls von Hand ausgeführt. Erst 1975 wurden Schaufelbagger gekauft, von den heute noch eine innerhalb des
Bergbaumuseum zu sehen ist.
Jahrzehnte lang suchte man nach Talk, indem man der Ader und dem Instinkt der qualifiziertesten Arbeiter folgte. Die Fachleute traten erst in jüngster Zeit auf. Das Bergwerk wurde 1987 wegen Erschöpfung des Vorkommens geschlossen.
Das Valmalenco ist nach wie vor ein bedeutendes Bergbaugebiet nicht nur für Industrieminerale, sondern auch für Ziersteine.